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[LebensWissen.org] Workshopankündigung: Das Wissen vom Leben in der Vormoderne. Formen des Lebenswissens vor seiner Disziplinarität, ZfL Berlin, 8.-9.7.2016

»Denn was ist Lebenswissen!« – Herders Ausruf in Form einer Frage aus dem Jahr 1769 markiert noch immer und gegenwärtig verstärkt den epistemisch unsicheren Status des »Lebenswissens«. Es steht einerseits für ein lebenspraktisches Orientierungswissen, das in unterschiedlichsten Formen und Medien verstreut verkörpert vorliegt, etwa in Texten der Literatur, Weisheitslehren, Ratgebern zur Lebensführung oder der Spruchdichtung. Andererseits hat das Wissen vom Leben seit dem 18. Jahrhundert die Gestalt einer auf kohärente Beschreibungen und Erklärungen zielenden, den Naturwissenschaften nahestehenden experimentellen Wissenschaft angenommen. In ihrer autonomen Ausdifferenzierung hat diese Wissenschaft, die sich seit etwa 1800 ›Biologie‹ nennt, Praktiken und Begrifflichkeiten entwickelt, die sie in weiten Teilen von Bezügen zur Alltagswelt entfernten. In der gegenwärtigen Transformation der Biologie zu den »Lebenswissenschaften« wird allerdings die Verortung des Wissens in nur einer Disziplin unmöglich. Vor dem Hintergrund einer rasant fortschreitenden Einbindung des Wissens in Anwendungskontexte – von der Biomedizin über die Synthetische Biologie bis hin zum Naturschutz – ist eine verstärkte Verschränkung von biologischen Begriffen und Techniken mit normativen Fragen festzustellen. Diese bedingt eine umfassende Neukonfiguration des naturwissenschaftlichen Wissens: die Verknüpfung des faktischen Wissens mit ethischen, rechtlichen, ästhetischen, ökonomischen und politischen Dimensionen.

In dieser gegenwärtigen Situation der interdisziplinären Verortung des Lebenswissens wendet sich die Tagung der historischen Phase zu, in der sich die wissenschaftlichen Disziplinen noch nicht konstituiert und ausdifferenziert hatten, und fragt nach den Formen und dem epistemischen Status des Lebenswissens vor dem Ende des 18. Jahrhunderts. In den Blick genommen werden dabei weniger die bekannten und schon ausgiebig diskutierten Autoren wie Kant, Blumenbach und Goethe. Vielmehr geht es um die gesamte kulturelle Breite des Wissens vom Leben, das seinen Ausdruck etwa in Begriffen, der Spruchdichtung oder Ratgeberliteratur findet.

Teilnehmerinnen und Teilnehmer: Stephanie Eichberg (ZfL), Stephan Kraft (Wüzburg), Johannes Lehmann (Bonn), Susanne Lettow (FU Berlin), Hubert Thüring (Basel),Georg Toepfer (ZfL), Stefan Willer (ZfL)

Ort: Zentrum für Literatur- und Kulturforschung (ZfL), Schützenstr. 18, 10117 Berlin, 3. Et.

Programm: http://www.zfl-berlin.org/veranstaltungen-detail/items/das-wissen-vom-leben-in-der-vormoderne.html

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