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Normative Aspekte von Public Health

Menschen haben schon immer versucht, ihre Gesundheit zu erhalten, zu verbessern oder wiederherzustellen. Mit dem zunehmenden Wissen über die Vorgänge bei der Entstehung von Krankheiten wuchsen auch die Möglichkeiten, ihren Ausbruch zu verhindern. Krankheitsprävention ist eine zentrale Aufgabe der öffentlichen Gesundheitsvorsorge, also von Public Health-Maßnahmen. So hat etwa die Verbesserung der Hygiene maßgeblich zur Verbesserung der Gesundheit beigetragen. Inzwischen sind allerdings weitere Gesundheitsdeterminanten in den Blickpunkt geraten, insbesondere der gesundheitsbezogene Lebensstil und sozialstrukturelle Faktoren. Wir wissen inzwischen, dass diese beiden Aspekte einen starken Einfluss auf die Gesundheit haben und zudem stark schichtenspezifisch ausgeprägt sind. Besonders drastisch und deutlich ist dies an epidemiologischen Befunden zu sehen, die in vielen Ländern erstellt wurden und eine enge Korrelation des sozioökonomischen Status mit der Lebenserwartung zeigen. Diese Befunde haben inzwischen auch die politische Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Schließlich ist der Staat gegenüber jedem Bürger in gleicher Weise verpflichtet und drastische Ungleichheiten in Bezug auf zentrale Werte wie Gesundheit und Lebenserwartung sind in einem Sozial- oder Wohlfahrtsstaat nicht ohne weiteres hinnehmbar.

Das empirische Phänomen ist also recht gut bekannt; weniger stark diskutiert sind die normativen Folgerungen: Inwiefern und in welcher Hinsicht handelt es sich hier nicht nur um gesundheitliche Ungleichheiten, sondern auch um Ungerechtigkeiten? Und wie können und sollen diese angegangen werden? Auch wenn wir wissen, dass einige der größten "Killer" in modernen Gesellschaften durch die Ernährungsweise signifikant beeinflusst werden, wissen wir noch nicht, was wir tun sollen und dürfen, um die entsprechenden gesundheitsförderlichen Verhaltensweisen bei den Bürgern zu fördern. Hier stellen sich die Fragen, was uns die Gesundheit wert ist und ob Eingriffe in die individuelle Freiheit zum Zweck der Gesundheitsförderung gerechtfertigt sind.

Die Forschungsgruppe "Normative Aspekte von Public Health" will sich diesem Themenkomplex in systematischer und durchdringender Weise widmen. Dazu ist eine interdisziplinäre Herangehensweise unerlässlich. Zu dem vorgeschlagenen Thema existieren im deutschsprachigen Raum vergleichsweise wenige Vorarbeiten, insofern betritt das Forschungsvorhaben Neuland und bietet die Gelegenheit, Experten mit unterschiedlichen disziplinären Hintergründen in einer langfristig kooperationsfähigen Gruppe zusammenzubringen.

 

Prof. Dr.
Thomas
Schramme

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Universität Bielefeld

Philosophie
Public Health, Gesundheitsbegriff,
10/2013
03/2014

Für die Vorträge der Eröffnungstagung ist es gelungen, sie in einem Themenheft der renommierten Zeitschrift Public Health Ethics (Oxford University Press) zu veröffentlichen, das Anfang 2015 erscheinen wird. Es ist zudem geplant, diese Texte zusammen mit weiteren Beiträgen aus den Veranstaltungen der Forschungsgruppe in einem internationalen Sammelband zu publizieren.

Die Forschungsgruppe wird versuchen, die Ergebnisse ihrer Arbeit in einer gemeinsamen Publikation darzustellen, die spezifischer auf die deutsche Gesundheitspolitik bezogen ist. Hierzu fand bereits nach der Präsenzzeit ein Redaktionstreffen am ZiF statt, weitere Treffen sind geplant.

Darüber hinaus hat die Gruppe mit ihren Veranstaltungen dazu beigetragen, dass die Diskussion in Deutschland über die normativen Aspekte der Public Health-Politik an die internationale Debatte angeschlossen wird und ein Netzwerk der an diesen Fragen Interessierten entstanden ist. Mehrere Mitglieder der Forschungsgruppe haben inzwischen auch in öffentlichen Veranstaltungen und in den Medien über die Überlegungen und Ergebnisse des Projekts berichtet. Eine Veranstaltung mit Praktikern aus dem Bereich der Public Health ist in Kooperation mit der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) für das Jahr 2015 geplant.

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